Krankenhaus Damme in Gefahr?

 

Foto Bollmann

 

Krankenhaus St. Elisabeth Damme im Bestand gefährdet?

Geschäftsführer gibt überraschend seinen Job auf.

"Am 1. März des Jahres hatte Dr. Niklas Kruse die Geschäftsführung des Krankenhauses St. Elisabeth übernommen. Am Dienstag teilte das Haus mit, dass Ende Juli schon wieder Schluss ist. 5 Monate nach der Übernahme der Geschäftsführung ... wird Dr. Niklas Cruse das Dammer Krankenhaus St. Elisabeth zum 31. Juli aus "persönlichen Gründen" verlassen" OV Klaus-Peter Lammert | 29.06.2021
Die FDP will wissen, was im Krankenhaus los ist. Warum gibt es in Damme nach Pressemeldung eine große Verunsicherung wegen der Zukunft des Krankenhauses. Die Stimmung unter den Mitarbeitern des Krankenhauses sei schlecht, heißt es.
Wie geht es mit dem Krankenhaus Damme, mit dem drittgrößten Arbeitgeber, mit der überregional anerkannten guten medizinischen Leistung, mit dem sehr engagierten
Pflegeleistung weiter?

Heiko Bertelt:
"Es ist unabdingbar, dass die Krankenhausleitung insgesamt und die Mitarbeiterschaft angehört werden muss. Und: in dem anberaumten Gespräch des Rates mit dem Krankenhausleiter Pfarrer N.N. erwartet die FDP belastbare Zahlen zum Bilanzergebnis, um Aussagen, das operative Geschäft sei schlecht, zu klären. "
Die Analyse der Bilanzen ergibt u.a.: Das Krankenhaus ist seit 2015 enorm expandiert; jährlich stieg die Gesamtleistung um 4- 10%. Eine organisatorisch und personelle Hochleistung! Von 2015 bis 2019 wurden zwischen 3,3 % und 6,3 % des gesamten Anlagevolumens investiert. Das sind beachtliche 7,1 Mio EUR und zeigt, dass sich das Krankenhaus auf Wachstum, Innovation und Zukunft ausgerichtet hat.

1. Warum wurde so heftig geäußert, daß jährliche Verluste von 1 Mio EUR nicht hingenommen werden, wenn gleichzeitig die bilanziellen Ergebnisse in den letzten 12 Jahren bis 2020 einen Überschuss von 2.146 Mio EUR ausweisen? Davon allein 626.000 EUR im Jahr 2020. Lediglich das Jahr 2017 weist einen Verlust von 485.000 EUR aus.
2. Warum wird ein operatives Ergebnis, das in allen Jahren von 2009 bis 2019 einen Überschuss von 337.000 EUR zeigt, und im Jahr 2020 plötzlich 5,4 Mio Verlust zeigt, ohne detaillierte Erläuterungen den Mitarbeitern offenbart wird, was dann zu schockartigen Reaktionen führt und die Presse kurz darauf von einer wirtschaftlichen Schieflage spricht?
3. Es fehlen die noch offenen coronabedingten Ausgleichszahlungen und möglichen weiteren Erlöse. Warum wird hier unseriös mit nicht aktuellen Zahlen gearbeitet? (Anm.: Es wird wahrscheinlich im ganzen Land in vergleichbaren Häusern hohe Erlösausfälle gegeben haben, die ohne vom Bund ausgeglichen zu werden für die Häuser sehr schlechte operative Zahlen hätten).
4. Welche Millionen Unterstützungen sind es, die von der Kirche geflossen sind? Diese haben doch die Häuser in Lohne, Vechta zu KKOM-Zeiten bekommen, wo Mitarbeiter auf viel höhere Lohnverzichte und Kürzungen von Weihnachtsgeld hinnehmen mussten.
5. Neubaumaßnahmen (Bettentrakt, Intensivstation) und Erweiterung der medizinischen Technik sind doch unternehmerische Entscheidungen, aus denen künftig Erträge erzielt werden sollen. Ist es den Gremien nicht bekannt gewesen, dass man dabei in Vorleistung tritt? (Aus der freien Wirtschaft ist das hinreichend bekannt).
6. Wie genau ist das Innenverhältnis zwischen dem Krankenhaus im finanzwirtschaftlichen Bereich und der Stiftung St. Elisabeth-Stift? Wie hoch ist die jährliche Zahlung an die Stiftung St. Elisabeth und welche Mittel fließen dem Stiftungszweck entsprechend zurück ans Krankenhaus? Dürfen Gelder dieser Stiftung zweckentfremdet innerhalb der Kirche umgeschichtet werden?
7. Das unseres Erachtens hochqualifizierte Ärzteteam und das Pflegepersonal, das mit einem sehr guten Ruf bedacht ist, garantiert auch entsprechende Einnahmen. Speziell bei den Ärzten sollen aber die Personalkosten zu hoch sein. Um wieviel % liegen sie zu hoch im Vergleich mit anderen Kliniken? Sind die Ärzte eine Gefahr oder ein Segen für unser Krankenhaus?
8. Wie sind all die Aktionen und Ausführungen, die sehr viel zum gegenwärtigen konfusen, teils rufschädigenden Bild des Dammer Krankenhauses geführt haben, mit dem christlichen Leitbild zu vereinbaren? Es sollte doch wohl ein klares Miteinander und Füreinander sein.
Für die FDP-Fraktion im Stadtrat Damme Heiko Bertelt FDP-Fraktionsvorsitzender Stadtrat

18.05.21 "Sowohl der CDU-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, als auch der SPD-Fraktionschef begrüßten den neuen Verbund. Kritik daran äußerte hingegen Heiko Bertelt, Vorsitzender der FDP-Fraktion, der bezeichnete den Beitritt des Krankenhauses in die Schwester-Euthymia-Stiftung als verfrüht. Die Dammer hätten zunächst abwarten sollen, wie die Entwicklung um das neue geplante Zentralklinikum Vechta/Lohne weitergeht. Erst wenn da Klarheit herrsche - etwa über den Standort, hätte das Dammer Krankenhaus der Stiftung beitreten sollen. Auch wisse derzeit niemand mit Sicherheit zu sagen, was mit Abteilungen passieren wird, die es in mehr als einem Krankenhaus unter dem Dach der SES gibt. Da gehe es dann vielleicht um Arbeitsplätze und um die Infrastruktur."

11.06.2021 die OV schreibt: Einige schlechte Nachrichten drangen jetzt an die Öffentlichkeit. So haben mit Dr. N.N. (Allgemein- und Viszeralchirurgie) und Dr. N.N. (Kardiologie) zwei Chefärzte um Auflösung ihres Arbeitsvertrages gebeten beziehungsweise gekündigt. Auch Dr. N.N. Leitender Oberarzt in der Kardiologie, möchte das Arbeitsverhältnis beenden. Mit der Kündigung der beiden Kardiologen am vergangenen Donnerstag sei eine wesentliche Säule der medizinischen Versorgung im Südkreis weggebrochen, hieß es aus Mitarbeiterkreisen. „Die Kardiologie wird dauerhaft gesichert“, sagte (der Geschäftsführer)und ergänzte, niemand denke daran, diese Abteilung im Dammer Krankenhaus zu schließen.

1. Welchen direkten Einfluss hat die Planung des neuen Klinikums Vechta/Lohne schon jetzt auf unseren Standort in Damme?
2. Gab oder gibt es Vorabsprachen für die Ausrichtung der Kardiologie in Vechta und in Damme. Warum sollen beispielsweise 2 Chefärzte in der Akut- und Viszeralchirurgie in Damme zu viel sein, wenn in Vechta gleich 3 Chefärzte in dieser Fachabteilung aktiv sind?
3. Warum verleitet es einige Fachärzte gerade jetzt, kurz nachdem Sie tätig sind und der Beitrittsbeschluss zur SES (Schwester-Euthymia-Stiftung) gefasst worden ist, zu kündigen?
4. Welche Auswirkung hat es für die Mitarbeiter und die Pflege, wenn eine so wichtige Abteilung mit Labor und akuter Herzinfarkt- und Schlaganfallabteilung geschwächt wird? Hat es auch Auswirkungen auf die Neurologie und auf das bereits beschlossene, neuzubauende Notfallzentrum, für das ja schon Fördergelder in Höhe von 11 Mio EUR beantragt und vom Sozialministerium zugesagt sind?
5. Ist das Dammer Krankenhaus ein Sanierungsfall? Wurden Sie deswegen angeworben?
6. Hat der große Neubau mit Hubschrauberlandeplatz zu Sonderverlusten geführt?
7. Wie ändert sich das Pflegebudget, wenn nicht mehr alle Leistungen angeboten werden können?
8. Wie ist das Innenverhältnis zwischen dem Krankenhaus im finanzwirtschaftlichen Bereich und der Stiftung St. Elisabeth-Stift? Wie hoch ist die jährliche Zahlung an die Stiftung St. Elisabeth und welche Mittel fließen dem Stiftungszweck entsprechend zurück ans Krankenhaus.
9. Warum wurde die Einbindung in die SES (Schwester-Euthymia-Stiftung) ohne Prüfung von Alternativen beschlossen? Ist nur das Argument der „gemeinsamen Stärke“ ausschlaggebend gewesen? Oder war es rein bischöflicher Wille?
10.Weiß jeder um die Folgen, die uns Dammer Bürger betreffen, wenn Investitionen bei einem neuen Standort Vechta/Lohne vom Landkreis bezuschusst werden sollen? Über die Kreisumlage zahlen wir Dammer und alles Südkreisgemeinden mit.

Geschäftsführer (vgl. OV 16.06.21): Es werde auch nach dem Beitritt in die Schwester-Euthymia-Stiftung weder Schließungen von Abteilungen noch betriebsbedingte Kündigungen im Dammer Krankenhaus geben.
Gerade die Kardiologie zeige, wie wichtig der Verbund sei. Nur etwa einen Tag nach den Kündigungen habe sich im Verbund eine Lösung gefunden, wie es mit der Kardiologie weitergehen werde. Die Suche nach einem neuen Chefarzt könne allerdings noch dauern.
Das Krankenhaus soll wieder Gewinne erwirtschaften. Deswegen sei auch der Beitritt des Krankenhauses in die Schwester-Euthymia-Stiftung der richtige Schritt, um etwa durch Synergieeffekte Ausgaben zu senken.
Das Krankenhaus St. Elisabeth sei kein Sanierungsfall sei.
Als die Entscheidung zum Beitritt zur Schwester-Euthymia-Stiftung gefallen sei, sei er noch nicht in Damme tätig gewesen.
Seine Aufgabe sei es, die Gründe für die wirtschaftliche Schieflage festzustellen und daran mitzuarbeiten, dass das Krankenhaus wieder auf eigenen Füßen stehen könne. "Nicht die Ökonomie ist der treibende Faktor, entscheidend ist die medizinische Sinnhaftigkeit". Am Ende der Debatte stand eines fest: Sie möchten sich über den Beitritt des Krankenhauses in die Schwester-Euthymia-Stiftung und die Auswirkungen bei einer Präsenzveranstaltung nicht nur mit Dr. N.N., sondern auch mit Pfarrer N.N. als Vorsitzendem der Stiftung St. Elisabeth und Vertretern der Mitarbeiter des Krankenhauses unterhalten. Mit Blick auf das Zentralkrankenhaus erklärte Heiko Bertelt: Wenn es gebaut werde, trügen die Dammer über Kreisumlage einen Teil der Kosten mit. Auch deshalb dürfe das Klinikum nicht zu Lasten des Dammer Krankenhauses gehen.

 

Anhörung des Geschäftsführers Dr. N.N.

Aus dem Protokoll der Ratssitzung vom 15.06.21