Schaben in Damme 2005


In Deutschland werden Schaben aufgrund ihrer weiten Verbreitung und ihres häufigen Vorkommens allgemein als die wichtigsten Gesundheitsschädlinge angesehen, da sie aufgrund ihrer Lebensweise sowohl human- als auch veterinärmedizinisch bedeutsame Krankheitskeime verbreiten können. Neben der Verbreitung von Schimmelpilzsporen wurden u. a. die Übertragung verschiedener Krankheiten wie z. B. Typhus, Tuberkulose, Cholera, Ruhr, Hepatitis B und Kinderlähmung durch Schaben dokumentiert.

http://de.wikipedia.org/wiki/Schaben  

 

Wieder Millionen Schaben im Dammer Osten

 

Einmalig in Westeuropa: Die Stadt Damme hat, so Dr. Hanns Rüdiger Röttgers vom Gesundheitsamt des Landkreises, den höchsten Schabenbefall in Westeuropa.

Damme - Sie sind zwei bis vier Zentimeter lang, dunkelbraun bis schwarz, haben sechs Beine und sind ekelig: orientalische Schaben. Die Tiere, die Überträger von Eitererregern und Darmkrankenheiten bei Mensch und Tier sein können, sollten nach der Bekämpfung im letzten Jahr im Dammer Osten (Osterfeine, Osterdamme, Rüschendorf und Hüde) eigentlich kaum noch anzutreffen sein. Doch das Gegenteil ist in einigen Stadtgebieten der Fall. Denn einige landwirtschaftliche Betriebe haben sich nicht ordnungsgemäß an der Bekämpfung beteiligt und so für Millionen von neuen Schaben gesorgt.
"Es gibt konkrete Hinweise darauf, dass in Teilen des bisherigen Befalls- und Bekämpfungsgebietes erneut Schabenbefall aufgetreten ist", heißt es in einer Presseerklärung der Stadt. Ursächlich hierfür sollen nach Informationen der Bekämpfungsfirmen die mangelnde Kooperation und Mitwirkung insbesondere landwirtschaftlicher Betriebe sein, so dass es zu unvollständigen und verzögerten Erstbekämpfungen sowie zu unterbliebenen und nicht zeitgerechten Zweitbekämpfungen gekommen sei, heißt es weiter.
"Darüber hinaus bestehe der Verdacht, dass an einigen Stellen beim Monitoring nicht ausreichend kooperiert wurde und daher trotz eines tatsächlichen Befalls auch keine Bekämpfungsmaßnahmen eingeleitet werden konnten", so die Erklärung der Stadt Damme.
Durch diese schwarzen Schafe sind nicht nur die Betriebe, die sich nicht ordnungsgemäß verhalten haben, sondern auch deren Nachbarn massiv geschädigt worden. Denn die Schaben legen bei gutem Wetter bis zu 300 Meter am Tag zurück, um Essbares zu finden. Dabei fressen die Schaben alles, was sie finden. Selbst vor Kot und Erbrochenem ihrer Artgenossen schrecken sie nicht zurück. Außerdem vermehren sich die Schaben relativ schnell: Pro Jahr legen Schaben 48 Eier.
Die Stadt Damme wird in der nächsten Woche gemeinsam mit dem Landkreis und dem Landesamt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz das weitere Vorgehen abstimmen. Ziel ist es, die konsequente Bekämpfung des Schabenbefalls energisch und ohne Verzögerungen voranzutreiben.
Für einige Landwirte und Privatleute bedeutet dies, dass sie trotz ordnungsgemäßer Bekämpfung wieder von vorne anfangen müssen. "Es kann sein, dass wir in bestimmten Ortsteilen zu 100 Prozent wieder bekämpfen müssen", sagt Dr. Hanns Rüdiger Röttgers, Leiter des Kreisgesundheitsamtes. In den meisten Fällen sei schon abzusehen, wo bekämpft werden müsse. Denn bereits jetzt sei ein starker Befall in rund 30 Betrieben bekannt. In anderen Bereichen müsse das Monitoring - das Feststellen, ob und wie viele Schaben vorhanden sind - wieder neu aufgenommen werden.
Dass jetzt wieder in Teilen von vorne angefangen werden muss, löst bei einigen Betroffenen, die sich ordnungsgemäß verhalten haben, Unmut aus. "Warum greift die Stadt nicht richtig durch?", fragt ein Landwirt. "Es gibt einen bestimmten Rechtsrahmen. Und gerade den schwarzen Schafen muss gewaltig auf die Füße getreten werden."
Von Harding Niehues OV 21.05.2005

 

Höchster Schabenbefall in Westeuropa

Bisher wurde die Schabenbekämpfung eher ohne gezielte Information der breiten Öffentlichkeit in geschlossenen Verwaltungsausschussitzungen verhandelt. Dass die Stadt sich nunmehr in einer umfangreichen Presseerklärung (OV 21.5.2005) an die Dammer Bevölkerung wendet, scheint den Ernst der Lage widerzuspiegeln.

Denn Schaben sind laut Infektionsschutzgesetz als Gesundheitsschädlinge einzustufen. Sie gelten als potentieller Krankheitsüberträger. An ihren Körpern haften Krankheitserreger, wie Pilze, Bakterien, Viren oder parasitische Würmer. Auch Coli-, Typhus- und Milzbrandbakterien wurden in ihrem Kot schon nachgewiesen.

Durch ihre Lebensweise tragen sie hochgradig zur Verbreitung von human- und veterinärmedizinisch bedeutsamen Krankheitskeimen bei. Es wurde festgestellt, dass Krankheitskeime bis zu 72 Std. am Schabenkörper haften bleiben, eine Kontamination also ca. 3 Tage lang möglich ist. Erst in den letzten 10 Jahren wurde bekannt, dass Schaben als Verursacher von Allergien eine bedeutende Rolle spielen.

Wer möchte z.B. als Tourist sich noch in Damme aufhalten, wenn er von dem „höchsten Schabenbefall in Westeuropa“ hört. Wirtschaftliche Einbußen sind nicht auszuschließen, wenn nicht hart durchgegriffen wird.

Rudolf Bollmann

27.05.05

Anfragen wegen Schaben

Bisherige Kosten für die Schabenbekämpfung
Auf Anfrage von RM Bollmann teilte ESR Muhle mit, dass seitens der Stadt Damme für die ersten
Untersuchungen sowie für die Aufklärungsarbeiten Kosten in Höhe von 97.000,-- € entstanden
sind. Die Kosten für das 2. Monitoring in Höhe von 15.000,-- € wurden von privater Seite übernommen. Für die Erst- und Zweitbekämpfung wurden den Eigentümern von normalen Wohnhäusern Beträge
in Höhe von bis zu 200,-- € in Rechnung gestellt. Für landwirtschaftliche Betriebe fielen je nach
Größenordnung Kosten in Höhe von 500,-- € bis mehrere Tausend € an.

Übertragbare Krankheiten
Auf Anfrage von RM Bollmann teilte Herr Dr. Röttgers mit, dass eine Zunahme von übertragbaren
Krankheiten durch Schaben in Damme nicht festgestellt wurde.

Verschlechterung der landwirtschaftlichen Verhältnisse
RM Bollmann fragte an, ob das Fleisch weiterhin genießbar sei oder ob sich eventuell irgendwelche
Wertverluste ergeben. Herr Dr. Röttgers teilte mit, dass das Muskelfleisch der Tiere nicht betroffen
sei und somit keine Krankheiten übertragen werden können. Lediglich das psychologische
Problem der Endverbraucher könnte den Umsatz verschlechtern.

Außerordentliche Ratssitzung
RM Bollmann regte grundsätzlich an, dass in bestimmten wichtigen Angelegenheiten ebenfalls der
Rat informiert werden müsse. Darum bat er, in Zukunft bei wichtigen Angelegenheiten neben den
Verwaltungsausschusssitzungen auch außerordentliche Ratssitzungen einzuberufen.

26.05.05


 

Schabenalarm in Damme

Presseberichte (Auswahl)

Vechta - Freiwillig verirrt sich derzeit kein Tourist ins niedersächsische Damme. Millionen Kakerlaken haben sich im Ort breit gemacht und die 16 000 Einwohner kämpfen seit einem Jahr verzweifelt gegen die ekelhafte Invasion. "Wir haben bereits die höchste Schaben-Dichte West-Europas", sagt Dr. Hanns Rüdiger Röttgers zur B.Z. . "Ganze Heerscharen wandern sogar tagsüber von Haus zu Haus", so der Chef des Gesundheitsamtes vom Landkreis Vechta. Und das, obwohl die Küchenschaben sonst nur nachtaktiv sind und helles Licht scheuen.

Die bis zu 2,8 cm lange "Blatta orientalis" finden in den Ställen der vielen Schweinezüchter ideale Bedingungen: Sie fressen gern Mist, mögen es schön warm. Und sind inzwischen bereits gegen etliche Gifte resistent.

"Weil einige Landwirte sie falsch bekämpft haben", sich eine zweite Giftaktion einsparten, mit der auch die nächste Generation ausgemerzt wird", so Dr. Röttgers.

Über 100 000 Euro gab die Stadt bisher gegen die Plage aus - bislang vergebens. Jetzt tagte ein Krisenstab und erstellte einen flächendeckenden Bekämpfungsplan, der auch Zwangsmaßnahmen gegen Bürger miteinschließt, die nicht freiwillig mitziehen wollen. Morgen soll's losgehen.

Letzte Änderung: Mittwoch, 25. Mai. 2005, 17:54 Uhr BZ Berlin
 

Kakerlaken plagen den Schweinegürtel
Dammes Ställe und Wohnhäuser stecken voller Ungeziefer / Stadt bestellt jetzt Kammerjäger

Von unserer Redakteurin
Christine Kröger
DAMME. Güllegestank und Tierseuchengefahr, Öko-Auflagen und EU-Agrarreform: Als hätte der Landkreis Vechta - wegen seiner vielen Borstenviecher auch Niedersachsens Schweinegürtel genannt - nicht schon Sorgen genug, plagt ihn jetzt auch noch die gemeine Küchenschabe. Wahre Heerscharen des Ungeziefers haben sich in Ritzen und Hohlräumen von Schweineställen und Wohnhäusern der Stadt Damme am Dümmer versteckt."So ein Befall ist bislang einmalig auf dem Land", sagt Jona Freise, oberster Schädlingsbekämpfer beim niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES). Allenfalls aus Großstädten mit ihren riesigen unterirdischen Kanalsystemen seien Plagen ähnlichen Ausmaßes bekannt.Jahrelang müssen sich die Kakerlaken in Damme mehr oder minder unbehelligt vermehrt haben, "sonst gäbe es keine solche Population". Dass es gerade Damme traf, erklärt der Experte mit der "engen Verzahnung" zwischen landwirtschaftlichen Höfen, futter- und lebensmittelverarbeitenden Betrieben und Privathäusern. "Die sind räumlich kaum getrennt." In Damme trete mancher auf seine Terrasse und - wo andernorts der Blick in Nachbars Garten falle - blicke er bereits auf einen Schweinestall. Auch die warmen Sommer und milden Winter der vergangenen Jahre kamen dem vermehrungsfreudigen Ungeziefer entgegen. Vor allem aber habe man Schaben über Jahre unzureichend bekämpft, sagt Freise. "Kakerlaken sind eine unterschätzte Gefahr der Massentierhaltung."Denn die Kerbtiere gelten nicht nur als Ekel erregende lebende Beweise für fehlende Sauberkeit, sie können auch jede Menge Krankheiten übertragen und schwere Allergien auslösen. Damit nicht genug: Auch die Erreger gefürchteter Tierseuchen wie Maul- und Klauenseuche, Schweine- und Geflügelpest können sich über die Schabe ausbreiten.Bereits im vergangenen Jahr hat die Stadt Damme eine zweistufige Schabenbekämpfung organisiert. Ohne Erfolg, wie sich jetzt zeigt. Behördenvertreter sprechen von einem "Vertrauensbruch" einiger Landwirte. Sie hätten versäumt, in der zweiten Stufe der Aktion nach den ausgewachsenen Schaben auch noch deren Brut den Garaus zu machen. Jetzt droht die Kommune mit Zwang. Nächste Woche sollen in den betroffenen Ortsteilen staatlich anerkannte Kammerjäger der Plage ein Ende bereiten - auf behördliche Anordnung. © Bremer Tageszeitungen AG
 

Kakerlaken-Invasion in Damme



Mit einer neuen Kakerlaken-Plage kämpft derzeit die Stadt Damme (Landkreis Vechta). „Man muss jetzt etwas tun”, sagte der Stadtrat von Damme, Gerd Muhle, am Dienstag. Über das genaue Ausmaß der Plage herrsche noch Unklarheit. Bis Ende der Woche würden die betroffenen Gebiete festgelegt, mit einer allgemeinen Verfügung solle eine Bekämpfung angeordnet werden. Bereits im April 2004 waren nach Muhles Angaben vermehrt Kakerlaken aufgetreten und gezielt bekämpft worden. Von rund 1500 Haushalten und Betrieben seien 21 Prozent von den Tieren befallen gewesen.

Muhle vermutet, dass bei der Aktion im vergangenen Jahr nicht alle bei der Bekämpfung mitgemacht haben. So gebe es Hinweise, dass einige Landwirte sich nicht beteiligt hätten. Der Landrat des Kreises Vechta, Albert Focke, appellierte am Dienstag an die Bevölkerung, die Kommunen im Kampf gegen die Kakerlaken tatkräftig zu unterstützen.

Bei dem im Landkreis verbreiteten Schädling handele es sich um die Orientalische Schabe, sagte der Biologe Jona Freise vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Freise berät die Kommune im Kampf gegen das Ungeziefer. Die Tiere sind dunkelbraun und 3 bis 4 Zentimeter lang. Die Orientalische Schabe sei sehr widerstandsfähig und könne auch längere Zeit ohne Wasser leben.

Die Bekämpfung sei schwierig, da die Weibchen an verschiedenen Stellen so genannte Eipakete ablegten, aus denen später jeweils 15 Larven schlüpften. „Die erreicht man mit keiner chemischen Keule.” Deshalb müsse nach einer ersten Bekämpfung nach 100 bis 120 Tagen erneut gehandelt werden, erklärte Freise. Rein rechnerisch komme ein Schaben-Paar in einem Jahr auf 400 000 Nachkommen.

Untersuchungen hätten ergeben, dass diese Art mehr als 80 Krankheiten wie Hepatitis, Salmonellen und Streptokoken weitergeben könne, sagte Freise. Der Schädling verunreinige mit seinem Kot Vorräte. Außerdem nagten sie Kabel an und verursachten dadurch Schäden an elektrischen Einrichtungen. „Die Menschen machen es den Schädlingen sehr bequem, sie haben genug zu Fressen und genug Wärme.”
dpa

Veröffentlicht 24.05.2005 15:49 Uhr

 

Kakerlakenplage: Damme startet Abwehrkampf

Damme - Mit einer systematischen Bekämpfung wollen die Gemeinde Damme und der Kreis Vechta einer lokalen Kakerlaken-Plage Herr werden. In vier Ortschaften östlich von Damme sollen ab Mitte kommender Woche professionelle Schädlingsbekämpfer ans Werk gehen, teilte der stellvertretende Dammer Bürgermeister Gerd Muhle mit. Bei einer amtlichen Kontrolle habe sich ergeben, daß jede fünfte von insgesamt 1500 Wohnungen und Betriebsstätten von den Schaben befallen war. Die Schaben können nach den Angaben der Behörden mehr als 80 Krankheiten weitergeben. lni

Die Welt 27.05.05

 

Kampf den Kakerlaken in Damme

Damme - Die seit über einem Jahr unter einer Kakerlakenplage leidende niedersächsische Kleinstadt Damme will jetzt alle Bürger zur Bekämpfung der Insekteninvasion verpflichten. Die flächendeckende Aktion soll in der kommenden Woche beginnen. Die Schabenplage war im April 2004 bekannt geworden, nachdem sich ein Privatmann bei der Stadt beklagt hatte. Daraufhin steckte Damme 100 000 Euro in die Untersuchung der Lage und Beratung der Bevölkerung.

Die Bekämpfung der Schädlinge müsse technisch in zwei Etappen mit etwa 16 Wochen Abstand erfolgen. Nur so könne man nicht nur die ausgewachsenen Schaben vernichten, sondern auch deren Brut. Bei diesem zweiten Schritt hätten nicht alle Betriebe ordentlich mitgemacht. Bei den Kakerlaken in Damme handelt es sich um Orientalische Schaben, die als sehr robust gelten und sogar längere Zeit ohne Wasser auskommen. Wie Jona Freise vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit erläuterte, können sie mehr als 80 gefährliche Krankheiten übertragen und müssen darum bekämpft werden. Ein einziges Schaben-Pärchen könne bis zu 400 000 Nachkommen haben. AP

Morgenpost Berlin 27.05.05
 

Kakerlaken-Plage bei Damme: Ein Ekel erregender Albtraum
Von Tina Dettmar, dpa Damme (dpa) - Sie ist braun-schwarz und löst bei fast allen Menschen Ekel aus: Die Küchenschabe. Für die Stadt Damme im Landkreis Vechta (Niedersachsen) ist nun ein Albtraum Wirklichkeit geworden, denn die Menschen kämpfen gegen eine Kakerlaken-Plage. Dabei sind private Haushalte und landwirtschaftliche Betriebe gleichermaßen betroffen. Zu sehen sind die nachtaktiven Tiere allerdings fast nie. «Es muss für sie warm, feucht und ungestört sein», sagt der Leiter des Gesundheitsamtes des Landkreises Vechta, Hanns Rüdiger Röttgers, am Freitag.

Vor einem Jahr hätten sich erstmals Einwohner bei der Stadt gemeldet, weil sie die knapp drei Zentimeter großen Tiere häufiger über die Terrasse huschen oder im Keller weglaufen sahen. Da hätten die Menschen schon eine gehörige Schamgrenze überwinden müssen, um das zu melden, meint Gerd Muhle, stellvertretender Dammer Bürgermeister. «Der Ekel ist sicher das Schlimmste für den privaten Haushalt.»
Warum die Küchenschaben ausgerechnet in der Region so verbreitet sind, ist unklar. Als die Plage festgestellt wurde, habe die Stadt sie mit Kammerjägern bekämpft. Rund 100 000 Euro habe es gekostet, in 1500 Häusern und Höfen Fallen aufzustellen. In der Mitte der Fallen, die aussehen wie zusammengefaltete Blätter, liegt auf einer Klebefolie eine Pille mit einem sexuellen Lockstoff. «Die angelockten Tiere bleiben dann kleben und sind auch noch am nächsten Tag zu sehen», sagt Röttgers. Unschön für die Bewohner: «Das war ausgesprochen unangenehm, die Tiere zu sehen», sagt ein Betroffener. Vor einem Jahr gab es die orientalische Schabe in rund 21 Prozent aller Häuser.
Bei einer nachfolgenden Kontrolle in diesem Jahr, dem so genannten Monitoring, kommt es dann heraus: Die Schaben sind wieder massenhaft verbreitet. Als Grund vermutet Muhle, dass vor allem viele Landwirte die Kakerlaken nicht korrekt bekämpft haben. Denn die Kosten - zwischen 200 Euro für kleinere Häuser und mehreren tausend Euro für große Bauernhöfe - müssen die Eigentümer selbst tragen. «Uns sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass die Leute sich sogar damit gebrüstet haben, dass sie beim Monitoring nicht mitgemacht haben», sagt er. Sie hätten Eimer über die Klebefallen gestellt, somit keine Insekten gefangen und diese daher auch nicht bekämpfen müssen.
Sehr zum Ärger vieler Hausbesitzer, die nun wieder Kakerlaken in Kellern und Küchen haben: Die Insekten krabbeln von Nachbarn herüber - bis zu 300 Meter können sie zurücklegen. «Da ist kein Zusammenhalt, einer schämt sich vor dem anderen, aber das hat doch keinen Zweck, man muss den Tatsachen ins Auge sehen», sagt ein Hausbesitzer. Betroffen sind in den dörflichen Gebieten östlich der Stadt rund 2000 Menschen. In ihren Häusern und landwirtschaftlichen Betrieben sollen die Tiere von Mitte kommender Woche an bekämpft werden, sagt Muhle. Wer nicht mitmachen will, wird gezwungen.
In privaten Häusern werden dann nach Angaben des Gesundheitsamts millimetergroße Gel-Punkte mit einem für Insekten giftigen Lockstoff unter Spülen, an Fußleisten, hinter Kühlschränke und Heizungen gesetzt - alles Stellen, die Kakerlaken besonders lieben. Die Schabe stirbt dann nach einiger Zeit in ihrem Unterschlupf. In leeren Schweineställen werde ein Nebel mit Insektiziden versprüht, der in alle Ritzen dringe, erklärt Röttgers. Eine giftige, klebrige Lackschicht um den Stall herum verhindert, dass sie zu den Nachbarn krabbeln. Sind Schweine im Stall, werden Böden und Wände mit einer giftigen Lackschicht bestrichen.
Die toten Schaben werden dann eingesammelt und verbrannt. «Die enthalten so viele Keime wie Durchfall-Erreger, die kann man nicht auf den Biomüll schmeißen», sagt Röttgers.

Greenpeace Magazin 27.05.05

 
Ein Ekel erregender Albtraum
Kakerlaken-Plage bei Damme
Von Tina Dettmar

Sie ist braun-schwarz und löst bei fast allen Menschen Ekel aus: Die Küchenschabe. Für die Stadt Damme im Landkreis Vechta (Niedersachsen) ist nun ein Albtraum Wirklichkeit geworden, denn die Menschen kämpfen gegen eine Kakerlaken-Plage.


Dabei sind private Haushalte und landwirtschaftliche Betriebe gleichermaßen betroffen. Zu sehen sind die nachtaktiven Tiere allerdings fast nie. „Es muss für sie warm, feucht und ungestört sein“, sagt der Leiter des Gesundheitsamtes des Landkreises Vechta, Hanns Rüdiger Röttgers, am Freitag.

Vor einem Jahr hätten sich erstmals Einwohner bei der Stadt gemeldet, weil sie die knapp drei Zentimeter großen Tiere häufiger über die Terrasse huschen oder im Keller weglaufen sahen. Da hätten die Menschen schon eine gehörige Schamgrenze überwinden müssen, um das zu melden, meint Gerd Muhle, stellvertretender Dammer Bürgermeister. „Der Ekel ist sicher das Schlimmste für den privaten Haushalt.“

Warum die Küchenschaben ausgerechnet in der Region so verbreitet sind, ist unklar. Als die Plage festgestellt wurde, habe die Stadt sie mit Kammerjägern bekämpft. Rund 100000 Euro habe es gekostet, in 1500 Häusern und Höfen Fallen aufzustellen. In der Mitte der Fallen, die aussehen wie zusammengefaltete Blätter, liegt auf einer Klebefolie eine Pille mit einem sexuellen Lockstoff. „Die angelockten Tiere bleiben dann kleben und sind auch noch am nächsten Tag zu sehen“, sagt Röttgers. Unschön für die Bewohner: „Das war ausgesprochen unangenehm, die Tiere zu sehen“, sagt ein Betroffener. Vor einem Jahr gab es die orientalische Schabe in rund 21 Prozent aller Häuser.

Bei einer nachfolgenden Kontrolle in diesem Jahr, dem so genannten Monitoring, kommt es dann heraus: Die Schaben sind wieder massenhaft verbreitet. Als Grund vermutet Muhle, dass vor allem viele Landwirte die Kakerlaken nicht korrekt bekämpft haben. Denn die Kosten - zwischen 200 Euro für kleinere Häuser und mehreren tausend Euro für große Bauernhöfe - müssen die Eigentümer selbst tragen. „Uns sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass die Leute sich sogar damit gebrüstet haben, dass sie beim Monitoring nicht mitgemacht haben“, sagt er. Sie hätten Eimer über die Klebefallen gestellt, somit keine Insekten gefangen und diese daher auch nicht bekämpfen müssen.

Sehr zum Ärger vieler Hausbesitzer, die nun wieder Kakerlaken in Kellern und Küchen haben: Die Insekten krabbeln von Nachbarn herüber - bis zu 300 Meter können sie zurücklegen. „Da ist kein Zusammenhalt, einer schämt sich vor dem anderen, aber das hat doch keinen Zweck, man muss den Tatsachen ins Auge sehen“, sagt ein Hausbesitzer. Betroffen sind in den dörflichen Gebieten östlich der Stadt rund 2000 Menschen. In ihren Häusern und landwirtschaftlichen Betrieben sollen die Tiere von Mitte kommender Woche an bekämpft werden, sagt Muhle. Wer nicht mitmachen will, wird gezwungen.

In privaten Häusern werden dann nach Angaben des Gesundheitsamts millimetergroße Gel-Punkte mit einem für Insekten giftigen Lockstoff unter Spülen, an Fußleisten, hinter Kühlschränke und Heizungen gesetzt - alles Stellen, die Kakerlaken besonders lieben. Die Schabe stirbt dann nach einiger Zeit in ihrem Unterschlupf. In leeren Schweineställen werde ein Nebel mit Insektiziden versprüht, der in alle Ritzen dringe, erklärt Röttgers. Eine giftige, klebrige Lackschicht um den Stall herum verhindert, dass sie zu den Nachbarn krabbeln. Sind Schweine im Stall, werden Böden und Wände mit einer giftigen Lackschicht bestrichen.

Die toten Schaben werden dann eingesammelt und verbrannt. „Die enthalten so viele Keime wie Durchfall-Erreger, die kann man nicht auf den Biomüll schmeißen“, sagt Röttgers. (dpa)
SZ Online 27.05.05
 

Kleinstadt voller Kakerlaken
Im niedersächsischen Damme ist wieder das Ungeziefer los. Einwohner sollen helfen, die Schaben zu bekämpfen

Mit einer Kakerlaken-Plage kämpft derzeit die Stadt Damme nördlich von Osnabrück. Über das genaue Ausmaß der Plage herrsche noch Unklarheit, sagte der Dammer Stadtrat Gerd Muhle. Bis Ende der Woche solle mit der Bekämpfung begonnen werden. Bereits im April 2004 waren nach Muhles Angaben vermehrt Kakerlaken aufgetreten. Rund ein Fünftel der 1.500 Haushalte und Betriebe sei damals befallen gewesen. Muhle vermutet, dass im vergangenen Jahr nicht alle Bürger und Bürgerinnen bei der Bekämpfung mitgemacht hätten.

Bei dem im Landkreis verbreiteten Schädling handele es sich um die Orientalische Schabe, sagte der Biologe Jona Freise vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Freise berät die Kommune im Kampf gegen das Ungeziefer. Die Tiere sind dunkelbraun und 3 bis 4 Zentimeter lang. Die Orientalische Schabe sei sehr widerstandsfähig und könne auch längere Zeit ohne Wasser leben, so Freise.

Die Bekämpfung sei schwierig, da die Weibchen an verschiedenen Stellen so genannte Eipakete ablegten, aus denen später jeweils 15 Larven schlüpften. "Die erreicht man mit keiner chemischen Keule." Deshalb müsse 100 bis 120 Tage nach einer ersten Bekämpfung noch einmal etwas getan werden, sagte der Experte. Rein rechnerisch komme ein Schaben-Paar in einem Jahr auf 400.000 Nachkommen. Untersuchungen hätten ergeben, dass diese Art mehr als 80 Krankheiten wie Hepatitis, Salmonellen und Streptokokken weitergeben könne, so Freise. Der Schädling verunreinige mit seinem Kot Vorräte. Außerdem würden sie Kabel annagen und dadurch Schäden an elektrischen Einrichtungen verursachen. "Die Menschen machen es den Schädlingen sehr bequem, sie haben genug zu fressen und genug Wärme." dpa

taz Nord Nr. 7672 vom 25.5.2005, Seite 24, 62 Zeilen (Agentur)

 
Angriff der Küchenschaben

Damme - Sie ist braun-schwarz und löst bei fast allen Menschen Ekel aus: Die Küchenschabe. Für die Stadt Damme im Landkreis Vechta (Niedersachsen) ist nun ein Albtraum Wirklichkeit geworden, denn die Menschen kämpfen gegen eine Kakerlaken-Plage. Dabei sind private Haushalte und landwirtschaftliche Betriebe gleichermaßen betroffen. Zu sehen sind die nachtaktiven Tiere allerdings fast nie. "Es muss für sie warm, feucht und ungestört sein", sagt der Leiter des Gesundheitsamtes des Landkreises Vechta, Hanns Rüdiger Röttgers, am Freitag.

Vor einem Jahr hätten sich erstmals Einwohner bei der Stadt gemeldet, weil sie die knapp drei Zentimeter großen Tiere häufiger über die Terrasse huschen oder im Keller weglaufen sahen. Da hätten die Menschen schon eine gehörige Schamgrenze überwinden müssen, um das zu melden, meint Gerd Muhle, stellvertretender Dammer Bürgermeister. "Der Ekel ist sicher das Schlimmste für den privaten Haushalt."

Warum die Küchenschaben ausgerechnet in der Region so verbreitet sind, ist unklar. Als die Plage festgestellt wurde, habe die Stadt sie mit Kammerjägern bekämpft. Rund 100.000 Euro habe es gekostet, in 1500 Häusern und Höfen Fallen aufzustellen. In der Mitte der Fallen, die aussehen wie zusammengefaltete Blätter, liegt auf einer Klebefolie eine Pille mit einem sexuellen Lockstoff. "Die angelockten Tiere bleiben dann kleben und sind auch noch am nächsten Tag zu sehen", sagt Röttgers. Unschön für die Bewohner: "Das war ausgesprochen unangenehm, die Tiere zu sehen", sagt ein Betroffener. Vor einem Jahr gab es die orientalische Schabe in rund 21 Prozent aller Häuser.

Bei einer nachfolgenden Kontrolle in diesem Jahr, dem so genannten Monitoring, kommt es dann heraus: Die Schaben sind wieder massenhaft verbreitet. Als Grund vermutet Muhle, dass vor allem viele Landwirte die Kakerlaken nicht korrekt bekämpft haben. Denn die Kosten - zwischen 200 Euro für kleinere Häuser und mehreren tausend Euro für große Bauernhöfe - müssen die Eigentümer selbst tragen. "Uns sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass die Leute sich sogar damit gebrüstet haben, dass sie beim Monitoring nicht mitgemacht haben", sagt er. Sie hätten Eimer über die Klebefallen gestellt, somit keine Insekten gefangen und diese daher auch nicht bekämpfen müssen.

Sehr zum Ärger vieler Hausbesitzer, die nun wieder Kakerlaken in Kellern und Küchen haben: Die Insekten krabbeln von Nachbarn herüber - bis zu 300 Meter können sie zurücklegen. "Da ist kein Zusammenhalt, einer schämt sich vor dem anderen, aber das hat doch keinen Zweck, man muss den Tatsachen ins Auge sehen", sagt ein Hausbesitzer. Betroffen sind in den dörflichen Gebieten östlich der Stadt rund 2000 Menschen. In ihren Häusern und landwirtschaftlichen Betrieben sollen die Tiere von Mitte kommender Woche an bekämpft werden, sagt Muhle. Wer nicht mitmachen will, wird gezwungen.

In privaten Häusern werden dann nach Angaben des Gesundheitsamts millimetergroße Gel-Punkte mit einem für Insekten giftigen Lockstoff unter Spülen, an Fußleisten, hinter Kühlschränke und Heizungen gesetzt - alles Stellen, die Kakerlaken besonders lieben. Die Schabe stirbt dann nach einiger Zeit in ihrem Unterschlupf. In leeren Schweineställen werde ein Nebel mit Insektiziden versprüht, der in alle Ritzen dringe, erklärt Röttgers. Eine giftige, klebrige Lackschicht um den Stall herum verhindert, dass sie zu den Nachbarn krabbeln. Sind Schweine im Stall, werden Böden und Wände mit einer giftigen Lackschicht bestrichen.

Die toten Schaben werden dann eingesammelt und verbrannt. "Die enthalten so viele Keime wie Durchfall-Erreger, die kann man nicht auf den Biomüll schmeißen", sagt Röttgers.

Von Tina Dettmar, dpa
27.05.2005 - aktualisiert: 27.05.2005, 15:36 Uhr Stuttgarter Zeitung